Andacht
Dankbarkeit und Verantwortung
Wenn ich an Dankbarkeit denke, fällt mir Erntedank ein: für Obst, Gemüse, Getreide – für alles, was die Erde hervorbringt, bedanken wir uns bei Gott an diesem Tag. Dieser Sonntag steht bezeichnend für alles, was Gott uns schenkt. In dieser Überschwänglichkeit vergisst man leicht, dass die Voraussetzung für den Umgang mit diesen Gaben am Anfang der Geschichte Gottes mit den Menschen unter einem Verbot stand: „Und Gott der Herr pflanzte einen Garten und setzte den Menschen hinein. Und Gott ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und… mitten im Garten den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen… Und Gott der Herr sprach zu den Menschen: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen…“ (nach 1. Mose 2, 8ff.) Da wir Menschen uns seit Jahrtausenden doch entschlossen haben von diesem Baum der Erkenntnis zu essen, müssen wir deswegen die Verantwortung tragen für alles, was auf Erden wächst und lebt, und auch für alles, was auf Erden geschieht! Jedes Mal, wenn wir in freudvoller Erwartung Currywurst mit Pommes „rot/weiß“ bestellen, oder einen schönen, reifen Apfel in die Hand nehmen, sollten wir daran denken, dass Gott selbst, als Schöpfer aller Dinge am Anfang dieser Freude steht, aber auch am Ende, wenn er jeden von uns nach seiner Verantwortung fragen wird: Hast Du gut für die Tiere, für die Luft, für den Boden und für das Wasser und auch für den Frieden auf dieser Erde gesorgt? Erntedank ist der Tag der Dankbarkeit, aber zugleich auch der Erinnerung an unsere Verantwortung Gott gegenüber. Vergessen wir das nicht, denn Gott ist nicht nur voller Liebe, sondern auch ein gerechter und strenger Richter, der seine Schöpfung sehr genau im Blick hat!
Ihr/ Euer Pfarrer Dr. Martin Neubauer
